einfach genial, das buch :)
Dürrenmatts "21 Punkte zu den Physikern"
- Ich gehe nicht von einer These, sondern von einer Geschichte aus.
- Geht man von einer Geschichte aus, muss sie zu Ende gedacht werden.
- Eine Geschichte ist dann zu Ende gedacht, wenn sie ihre schlimmst mögliche Wendung genommen hat.
- Die schlimmst mögliche Wendung ist nicht voraussehbar. Sie tritt durch Zufall ein.
- Die Kunst des Dramatikers besteht darin, in einer Handlung den Zufall möglichst wirksam einzusetzen.
- Träger einer dramatischen Handlung sind Menschen.
- Der Zufall in einer dramatischen Handlung besteht darin, wann und wo wer zufällig wem begegnet.
- Je planmäßiger die Menschen vorgehen, desto wirksamer vermag sie der Zufall zu treffen.
- Planmäßig vorgehende Menschen wollen ein bestimmtes Ziel erreichen. Der Zufall trifft sie immer dann am schlimmsten, wenn sie durch ihn das Gegenteil ihres Ziels erreichen: Das, was sie befürchteten, was sie zu vermeiden suchten (z.B. Ödipus) .
- Eine solche Geschichte ist zwar grotesk, aber nicht absurd (sinnwidrig).
- Sie ist paradox.
- Ebenso wenig wie die Logiker können die Dramatiker das Paradoxe vermeiden.
- Ebenso wenig wie die Logiker können die Physiker das Paradoxe vermeiden.
- Ein Drama über die Physiker muss paradox sein.
- Es kann nicht den Inhalt der Physik zum Ziel haben, sondern nur ihre Auswirkungen.
- Der Inhalt der Physik geht die Physiker an, die Auswirkungen alle Menschen.
- Was alle angeht, können nur alle lösen.
- Jeder Versuch eines Einzelnen, für sich zu lösen ,was alle angeht, muss scheitern.
- Im paradoxen erscheint die Wirklichkeit.
- Wer dem Paradoxen gegenübersteht, setzt sich der Wirklichkeit aus.
- Die Dramatik kann den Zuschauer überlisten, sich der Wirklichkeit auszusetzen, aber nicht zwingen, ihr standzuhalten oder sie gar zu überwältigen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen